no compromise

Sommer, Sonne, Urlaub! Für mich ging es im August für 2 Wochen auf eine christliche Freizeit nach Sardinien. Es tat gut einfach mal rauszukommen und abzuschalten. Der Kopf ist frei und ich kann durchatmen. Thema der Freizeit war „no compromise“. Wir hatten verschiedene Inputs, die es alle echt in sich hatten. Jesus lebte (lebt) und liebte (liebt) kompromisslos. Was heißt das für mich? Schwarz oder weiß – no compromise. In meinen Beziehungen, mit meiner Zeit, meinem Geld, in meinem Alltag.

Grundsätzlich ist ein Kompromiss nichts schlechtes. Wir treffen tägliche unzählige Entscheidungen und nicht selten entscheiden wir uns für eine Kombination aus zwei Varianten, oder einen gänzlich neuen Weg. Wir schließen Kompromisse. Aber in meiner Beziehung zu Gott, meinem Glauben, haben Kompromisse keinen Platz. Jeder Kompromiss, sei auch noch so klein, entfernt mich von Gott. Das klinkt radikal und das ist auch. Seinen Glauben kompromisslos zu leben hat Konsequenzen. Nächstenliebe nicht nur auf Gemeinde beschränken, die eigene Zeit sinnvoll nutzen, seinen Zehnten geben, seinen Glauben teilen, regelmäßig beten, etc. Die Liste lässt sich weiter fortführen. Insbesondere im Bereich der Beziehungen lassen sich schnell Kompromisse eingehen. Grenzen werden verschoben und ehe man sich versieht, steht man ganz woanders. Natürlich ist „Sex vor der Ehe“ hier ein allen bekanntes Thema, aber ich denke, dass kompromisslos geführte Beziehungen noch viel tiefer gehen. Den gleichen Anspruch an eine Beziehung stellen, egal wie lange man schon zusammen ist. Unausgesprochene Konflikte offen ansprechen, egal ob dies eine längere Diskussion bedeutet. Zeit für seinen Partner haben, egal wie stressig der Tag war. „no compromise“ hat mich ganz neu herausgefordert.

Das Thema der Freizeit war wie ein wachrütteln für mich. Meine Beziehung zu Gott war die letzten Monate, die letzten 2 Jahre von vielen Kompromissen geprägt. Kleine und große Entscheidungen, die dazu geführt haben, dass ich mich langsam immer mehr von Gott entfernte. Und die Ursache für die vielen Kompromisse waren hauptsächlich meine Enttäuschung und mein Unverständnis Gott gegenüber. Warum gibt mir er mir homosexuelle Gefühle? Welchen Sinn hat das? Diese ungelösten Fragen, die ganz nebenbei ja auch den Hauptgrund für diesen Blog darstellen, stehten weiter über meinem Leben. Und die Tatsache, dass sie in den letzten 2 Jahren mal weniger präsent, mal ganz groß in meinem Kopf rumschwirrten, stellte letztlich die Grundlage für mein kompromissbehaftetes, enttäuschtes und anklagendes Christ-sein. Ich hatte keine Lust auf Gottesdienste, christlichen Themen ging ich gekonnt aus dem Weg, Gebet beschränkte sich zum großen Teil auf den Dank vor dem Essen und Stille Zeit ging gar nicht mehr. „Heute geh ich mal nicht in den Gottesdienst. Hauskreis ist nicht wichtig. Gebet – was bringt das schon. Einfach mal auf Tinder anmelden – warum nicht?“ Kompromisse.
Auf der Freizeit beschloss ich, dass damit Schluss sein sollte. Ich kann und möchte so nicht weiter leben. Ich kann Gottes Plan für mein Leben nur erkennen, wenn ich in seiner Nähe bin. Keine weltbewegende Erkenntnis, aber noch nie war ich mir dieser Tatsache so bewusst.

„no compromise“ beinhaltet für mich, dass ich darauf vertraue, dass Gott alles in seiner Hand hält.

Dass er auch für meine Lebensplanung keine Kompromisse eingehen möchte und nicht weniger als das Beste für mich bereithält. Ich habe meine Wünsche und Pläne – aber weiß ich, ob sie auch die Richtigen sind? Ich liebe Beziehungen, Freundschaften, Familie. Ich bin ein Beziehungsmensch! Aber bin ich für eine Partnerschaft geschaffen? Ich weiß es nicht. Wenn Gott möchte, dass ich einen Partner finde (für mich ein Wunder) und in dieser Partnerschaft glücklich werde, dann wird es dies so führen. Wenn Gott möchte, dass ich einen Partnerin finde (für mich ein noch größeres Wunder) und in dieser Partnerschaft glücklich werde, dann wird es dies so führen. Wenn Gott möchte, dass ich ein glückliches Single Leben leben darf (für mich das größte Wunder), dann wird er dies so führen. Und alles unter dem Motto „no compromise“. Herausfordernd, oder?

Meine Entscheidung, ein kompromissloses Leben zu führen, wurde dieses Wochenende auf eine ernste Probe gestellt. Vor einem Monat sprach ich auf einer Party mit meinem Chef über das Oktoberfest in München und das ich gerne auch mal hin möchte. Sven meinte, dass er mit einem Freund hinfahren würde und sicher noch ein Platz frei wäre. Ich überlegte nicht lange und sagte zu. Was ich nicht wusste: Sven fuhr auf den Gay Sunday der Wiesn. Ich fand dies erst später heraus und hatte ich ein mulmiges Gefühl. Als ich Sven darauf ansprach, meinte er nur, dass es mir bestimmt gefallen und es ein ganz toller Tag werden würde. Ich verdrängte mögliche Bedenken und bezahlte den Ticketpreis für das Zelt. Immerhin 120€. Das unsichere, mulmige Gefühl ging dadurch aber nicht weg. Die Wochen vergingen und je näher die Wiesn rückten, desto unruhiger wurde ich. Ich versuchte mir einzureden, dass es wie Sven gesagte hatte „ein ganz toller Tag“ werden würde. Was war denn schon dabei? Ich, ein paar Tausend andere Schwule und 4-5 Maß Bier. Ich weiß wie ich angetrunken bin… da mache ich ganz schnell Sachen, die ich sonst eigentlich eher nicht mache. Was im richtigen Umfeld ja auch kein Problem ist. Aber ich angetrunken (vielleicht sogar betrunken) auf einem Gay Event – schwierig! Die Wahrscheinlichkeit andere Christen in dem Zelt zu treffen, schätzte ich eher gering ein. Die Tage vergingen und ehe ich mich versah, war es Samstag. „Morgen geht es nach München“ sagte ich mit einem aufgesetzten Lächeln in den Spiegel blickend. So richtige Vorfreude wollte einfach nicht aufkommen. Ich hatte Angst. Angst davor, vielleicht Sachen zu tun, die ich nicht tun möchte. Und ich wusste tief in meinem Herzen, dass dort nicht mein Platz war. Aber was sollte ich tun?

Ich schickte Sven eine Sprachnachricht und sagte ihm ab. Ich erzählte ihm ehrlich, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann auf ein solches Event zu fahren. Ich erzählte ihm von meiner Angst und dem Gefühl, dass dort nicht mein Platz ist. Sven war enttäuscht, was natürlich verständlich ist. Aber er schickte mir eine Voicemail zurück und sagte in etwa folgendes: „Ich finde es schade, dass du nicht kommen magst. Wir haben uns extra überlegt, wie wir dich willkommen heißen und dich schnell in die ganze Gruppe integrieren. Ich glaube, dass du wirklich etwas verpasst! Aber mir ist deine Persönlichkeit wichtig und ich akzeptiere deine Entscheidung. Hab keine Angst, dass dies nun zwischen uns steht – das tut es definitiv nicht. Wenn du Hilfe bei irgendwelchen Schritten und Entscheidungen brauchst, sprich mich an. Ich bin für dich da“.

Ich war unglaublich froh und erleichtert! Eine schwere Last fiel von meinem Herzen. Als ich nach alle dem meine Eltern anrief und ihnen von der ganzen Story erzählte, stand der Entschluss schnell fest, dass ich spontan nach Hause fahre. Nun sitze ich in meinem alten Zimmer und schreibe diesen Eintrag. Es fühlt sich richtig an, hier zu sein. Ich habe ein kompromisslose Entscheidung getroffen. Jesus führt mich.

Es gibt 2 Kommentare.

  1. …kleine Ergänzung von mir:
    „no compromise“ beinhaltet für mich, dass ich darauf vertraue, dass Gott alles in seiner Hand hält… und das ich in Liebe und Vertrauen annehme was ist und was noch kommen wird.

    Ich wünsche dir viel Kraft und Vertrauen dafür.
    Liebe Grüße
    Billy

  2. Wünsche mir für dich das du dranbleibst und das es nicht nur ein strohfeuer ist.
    2. Auf diesen Arbeitgeber kann man neidisch sein ?

Schreibe einen Kommentar zu Uwe Antworten abbrechen