Ursache

Natürlich habe ich mich gefragt, woher meine Gefühle kommen. Warum empfinde ich so? Wieso kann ich mir eine Beziehung zu einem Mann, nicht aber zu einer Frau vorstellen? Warum finde ich Männer attraktiv?

Wenn man in Google diese Frage eingibt, lassen sich hauptsächlich zwei Antworten unterscheiden. Die Mehrheit sagt, dass es einfach so ist (esistso). Homo ist so normal wie Hetero und Teil eines Menschen. Die sexuelle Orientierung ist angeboren und lässt sich nicht wie eine Krankheit „behandeln.“

Die andere Seite dagegen versucht die homosexuellen Gefühlen als Folge von etwas zu bewerten, dass individuell auf die jeweilige Person betrachtet werden muss. Meist werden Situationen oder Erlebnisse innerhalb der Kindheit als Auslöser genannt. Aber auch ein nicht verarbeiteter Vaterkomplex kann das Männerbild prägend beeinflussen und dazu beitragen, dass man sich später eher dem gleichen Geschlecht hingezogen fühlt.
Wenn ich in meine Kindheit schaue und nach möglichen Ereignissen suche, die meine Homosexualität ausgelöst haben könnten, muss ich schon ziemlich tief graben. Vorab: Ich wurde nie misshandelt oder habe sonst Schlimmes erleben müssen. Ich habe eine tolle Familie, die mich liebt. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und mir alles ermöglicht. Zu meinem Bruder und meiner Schwester verbindet mich eine tiefe Freundschaft. Ich hatte eine behütete Kindheit und bin dankbar, dass ich in einem christlichem Elternhaus aufwachsen durfte. Jesus war schon immer Teil meines Lebens und ich kenne ihn seit ich denken kann. Meine Entscheidung mein Leben mit ihm zu leben, habe ich im Alter von ungefähr 7 Jahren getroffen. Mein Glaubensleben durchläuft einen stetigen Wachstumsprozess und wurde bisher noch nie von starken Stürmen angegriffen – bis jetzt.

Ich hatte nie viele männlichen Freunde, eher Mädels. In der Grundschulzeit habe ich mich fast täglich mit meiner Nachbarin getroffen und wir haben alles möglich zusammen gemacht. Ich kann mich daran erinnern, dass wir regelmäßig die Waschküche ihrer Mutter unter Wasser gesetzt haben und danach immer mindestens eine Spüliflasche leer war. Wir haben Pokémon geschaut, waren draußen und sind mit dem Bollerwagen den Hang runtergefahren. Und wir haben mit unseren Diddelmäusen gespielt. Gut, zugegeben: Das ist nicht ziemlich männlich. Aber wenn ich mich recht erinnere, haben auch viele andere Jungen Diddelblätter getauscht und manch einer hatte sogar eine Sammelmappe.

In der vierten Klasse habe ich mein persönliches Fußballtrauma durch ein durch mich verursachtes Eigentor erlebt.

Seitdem hasse ich Fußball. Auslöser für Homosexualität?
Wohl kaum.

Während meiner Realschulzeit hatte ich keine Freundin – auch wenn ich einige Male die Möglichkeit hatte. Aber ich hatte einfach kein Interesse und irgendwie fand ich das ganze „Zusammensein“ für einige Wochen mit anschließender  Trennung immer ziemlich unnötig.

Ich erinnere mich an einen Link, den mir ein Freund damals über ICQ geschickt hat. Mit Klick öffnete sich eine Pornoseite und wenig später spielte sich ein Kurzclip mit entsprechendem Inhalt ab. Zum Glück hatte ich meine Zimmertür geschlossen. Auch wenn ich das Fenster schnell wieder schloss, so blieb mir doch das Bild des nackten Mannes und nicht der Frau im Kopf. Waren meine Gefühle, die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einordnen konnte, schon vollkommen ausgeprägt und meine Homosexualität angelegt? Ich weiß es nicht.

Ab und zu traf ich mich mit einem Jungen aus meinem Dorf, der aufgrund seiner speziellen Art eher wenig Freunde hatte. Speziell in dem Sinne, dass er etwas langsamer redete und manchmal leicht aggressiv werden konnte. Aber sonst war er echt in Ordnung. Aufjedenfall trafen wir uns manchmal um z.B. Computer zu spielen oder auch, um zusammen in die Jungschar zu gehen. Lukas hatte die Angewohnheit, sehr offen über seine sexuellen Erfahrungen und körperliche Entwicklung innerhalb der Pubertät zu sprechen. Natürlich haben wir über Selbstbefriedigung gesprochen. Wer macht das nicht in diesem Alter? Warum sich Lukas aber an einem Nachmittag komplett auszog, weiß ich nicht mehr. Er hatte manchmal das Bedürfnis danach und mir machte es nichts aus, wobei ich meine Klamotten aber anließ. Ich glaube, dass das aber auch ganz normal ist und zum Entwicklungsprozess dazugehört. Soweit ich weiß hat Lukas mittlerweile seine fünfte Freundin – es hat ihm also aufjedenfall nicht „geschadet“.

Durch meine roten Haare falle ich schnell auf. Früher stand ich so manchmal ungewollt im Mittelpunkt und habe dieses Gefühl nie gemocht. Hänseleien habe ich so natürlich auch über mich ergehen lassen müssen, aber dies hielt sich auch noch im Rahmen des Erträglichen. Wobei an dieser Stelle gesagt werden sollte, das Kinder richtig gemein werden können, wenn sie es nur wollen. Ich wurde wegen meinem Aussehen aber nie gemobbt oder ausgeschlossen. Trotzdem habe ich mich aber immer mit anderen Jungen verglichen. Ich war nie zufrieden mit mir.

Auch heute hat sich das nicht geändert. Ich bin unsportlich, habe keine wirklichen Muskeln, mein Bauch ist zu dick, meine Nase zu groß und ich laufe mit meinen Füßen nach innen. Alles Kleinigkeiten. Aber ich vergleiche mich ständig mit anderen Männern und würde gerne so sein, wie sie: Stark, durchtrainiert, selbstbewusst, markant – kurz gesagt: männlich. Die Verfechter der „Homosexualität hat eine Ursache“ – Theorie rufen nun schon laut: Und genau hier ist dein Problem. Du nimmst dich selbst nicht an. Ist es so?
Mehr dazu in meinem nächsten Eintrag.

Es gibt 7 Kommentare.

  1. Ursache?
    Gott liebt dich wie du bist.Er hat dich genial gemacht.Du bist nicht der einzige mit solchen Gefühlen.
    Es gibt sehr viele Christen wie du und sie sind mit Jesus verbunden.
    Niemand kann ihnen den Glauben absprechen.
    Es ist wichtig mit einem Seelsorger deines Vertrauens darüber zu sprechen,vor allem mit deinem HERRN.
    Natürlich gibt es auch Bibelstellen wie von Paulus:

    desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihrer Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen. (Römer 1,27)

    oder
    Du darfst nicht bei einem Manne liegen, wie man beim Weibe liegt; solches ist eine Greueltat.3.Mose 18,22

    Hier ist Weisheit gefragt und man sollte die damaligen Hintergründe auch beachten.

    LIes auch mal hier:http://www.zwischenraum.net/
    Ich will dir bestimmt nicht die Homosexualität schmackhaft machen.

    Natürlich kannst du dich z.B. von Wüstenstrom (http://www.wuestenstrom.de/index.dhtml/4454b2a5da38ba52445b/-/deDE/-/CS/-/) therapieren lassen,das kostet Geld und kann sehr teuer werden und sie bieten dir einen Weg an,einen von vielen und dürfen nicht behaupten,das es der einzig richtige Weg ist.

    Einer der Gründer, damals ein ex-Gay ist heute ein ex-ex-Gay und hat auch Zwischenraum ins Leben gerufen.
    Der andere Gründer leitet Wüstenstrom.

  2. Bei den Bibelstellen gibt es verschiedene Übersetzungen,die auch eine ganz andere Bedeutung wiedergeben.
    Z.B.: 1.Kor.6,9
    Habt ihr vergessen, dass für Menschen, die Unrecht tun, in Gottes neuer Welt kein Platz sein wird? Täuscht euch nicht: Wer verbotene sexuelle Beziehungen eingeht, andere Götter anbetet, die Ehe bricht, wer sich von seinen Begierden treiben lässt und homosexuell verkehrt, wird nicht in Gottes neue Welt kommen;(Hoffnung für Alle)

    Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Luther 1984 Deutsche Bibelgesellschaft

    Denkt daran: Für Menschen, die Unrecht tun, ist kein Platz in Gottes neuer Welt! Täuscht euch nicht: Menschen, die Unzucht treiben oder Götzen anbeten, die die Ehe brechen oder als Männer mit Knaben oder ihresgleichen verkehren .Gute Nachricht Bibel Deutsche Bibelgesellschaft

    Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder,
    Einheitsübersetzung Deutsche Bibelgesellschaft

    Wenn man die Hoffnung für Alle liest,dann liest man daraus,der Vers ist gegen homosexuelle Praktiken.
    Alle anderen Übersetzungen sprechen bon Lustknaben und Knabenschänder.
    In der Wuppertaler Studienbibel erklärt Werner de Boor zu 1.Kor.6,9:Die griechische Knabenliebe war etwas anderes,als das was man heute unter Homosexualität versteht. Fußnote Seite 110

  3. Hallo Josef!

    Vielen Dank für deine Kommentare – sorry, dass ich jetzt erst antworte. Du hast recht, es kommt darauf an, welche Übersetzung man liest. Wobei man hier auch wirklich zwischen Übersetzung und Übertragung unterscheiden sollte. So gerne ich mir die Bibelstellen auch zurecht biegen möchte, so ist die Bibel doch Gottes Wort. Ich hatte vor einigen Tagen ein Gespräch (aktueller Beitrag) mit meinen Eltern, in dem mir mein Vater einen Gedanken mitgegeben hat, der mich weiter beschäftigt. Er meinte sinngemäß:

    „Wir können uns aus der Bibel nicht nur die Stellen raussuchen, die uns gefallen. Wir müssen die Bibel als das annehmen, was sie ist: Gottes Wort. Und auch die für uns scheinbar unbequemen Stellen sind von Gott bewusst aufgeschrieben worden.“

    Es gibt Ausleger, die die Stellen, die die Homosexualität ansprechen, historisch und in einem anderen Licht betrachten. Sicher eine Möglichkeit. Ich bin mir im Momentan aber noch nicht sicher, wie ich diese Stellen auf mein Leben und meine Gefühle beziehen soll. Ich werde demnächst mal das Buch „Streitfall Liebe – Biblische Plädoyers wider die Ausgrenzung homosexueller Menschen“ lesen. Das behandelt genau dieses Thema.

    In meinem aktuellen Beitrag (und dem folgenden) berichte ich von meinem Gespräch mit meinen Eltern – ich werde dort nochmal einiges genauer beschreiben.

    Freue mich auf deine Antwort.

    Lieber Gruß,
    Marc

  4. Kommt mir alles so bekannt vor. Ich denke genau so ist es gut und richtig. Ich habe mich in meiner Kindheit manchmal minderwertig gefühlt, weil ich Mädchen als Freunde zweiter Klasse gesehen habe, wurde mir von vielen Seiten so vermittelt. Manchmal wünsche ich mir alles genau so nochmal zu erleben, aber den Wert des andersseins mit dem Wissen und Fühlen von heute wertschätzen zu können.

    • In reply to Timmy

      Hey Timmy!

      Früher habe ich auch immer so gedacht: „Du hast viel zu viele weibliche Freunde – Du musst mehr mit den anderen Jungs machen“. Heute weiß ich, dass ich die anderen Jungs in meinem Alter nur deswegen gemieden habe, weil ich mich unsicher gefühlt habe. Wenn es passt, werde ich dazu mal einen eigenen Beitrag schreiben.

      Ich bin noch am Anfang meiner Reise und weiß nicht, wo Gott mich hinführt. Aber ich möchte darauf vertrauen, dass er es gut mit mir meint.
      Denk auch immer daran.

      Gruß,
      Marc

  5. Lieber Marc…ich werde für dich beten und wenn du Lust hast, melde dich. Schreibe aber auf jeden Fall weiter und lass deine Gefühle, deine Fragen, Zweifel und Sorgen raus. Du bist nicht verkehrt und lebst auch nicht in der verkehrten Welt. Du bist ein Geschöpf Gottes, ER liebt dich und macht keine Fehler!!! Was du erlebst, erlebte ich vor über 20 Jahren im gleichen Alter und wandte mich von Gott ab. Damals hatte ich familien- und gemeindetechnisch keine Alternative und erst recht keine Antworten, die mir helfen konnten. Nachdem mich Jesus vor einigen Jahren das erste Mal im Leben wirklich ansprach und ich persönlich erfahren habe, was ER für mich ist, habe ich auch Antworten auf die vielen Fragen von damals erhalten. Nur hätten sie mir dort (also damals) nicht geholfen, weil ich es wohl nie begriff oder wirklich erlebte, was eine Beziehung zu Christus ist. Heute darf ich so sein wie ich bin…auch in einer Umgebung von Menschen, die womöglich ein Problem damit haben. Das wichtigste ist nämlich: Ich weiß mich von IHM angenommen und geliebt! LG Dirk

    • In reply to Dirk

      Hallo Dirk!

      Danke für deinen Gebet. Ich bin froh, dass dieser Blog langsam den Zweck erfüllt, für den ich ihn gestartet habe. Ich möchte meine Gedanken mit anderen Christen teilen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Früher habe ich mir nIe vorstellen können, dass es Christen gibt, die so fühlen wie ich und denen es ähnlich geht. Ich sehe, dass viele genau vor den gleichen Fragen stehen und teilweise auch schon Antworten gefunden. Das Ganze bringt mich ins Nachdenken und lässt mich vieles in einem neuen Licht sehen.

      Wünsche dir Gottes Segen auf deinem Weg!
      Marc

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